Die Ausreise aus Argentinien nach Paraguay ist nicht annähernd so kompliziert wie es sich angesichts der Zwischeneinreise nach Brasilien anhört. Als wir Iguazú am Montagmorgen verlassen, legen wir noch einen kleinen Stop an der 3-Länder-Uferspitze ein, die wir gestern wegen des Gewitters nicht mehr besucht haben. Ursprünglich war dort das Abendessen am Flussdreieck geplant. Als wir heute früh auf einen Photostop anhalten, fragt ein Oberaufseher gleich, wo wir hin wollen. Als die Antwort „Paraguay“ lautet, sagt er uns, dass es nur 500 m entfernt eine kleine Personenfähre nach Paraguay gebe, die auch Mopeds transportiert. Das klingt zu schön, um wahr zu sein. Leider müssten wir über eine Stunde warten um zu sehen, ob das dann auch wirklich klappt, was uns zu unsicher ist. Und so begeben wir uns auf den indirekten Grenzgang über Land.

Die Grenze zu Brasilien ist heute erfreulich leer. Man schaut in unsere Pässe, interessiert sich aber überhaupt nicht für’s Moped – ein Geheimtip für Leute, die ihr Fahrzeug nicht zurück nach Europa verschiffen, sondern in Brasilien verkaufen wollen! Ebenso verläuft die Ausreise aus Brasilien. Wir können es gar nicht fssen, wie lax hier die Kontrollen sind. Allerdings wären die Massen an Mopeds, die hier wie auf einer Ameisenstraße die Grenze passieren, anders auch nicht abzufertigen! Die Paraguayer sind nicht anders. Wir müssen selbst auf eine ordentliche Migración mit Einfuhrpapier für das Moped bestehen, um nicht bei der Ausreise ein Problem zu haben. Der Zöllner wird sehr gesprächig, als er die unzähligen Einreisestempel in meinem Pass entdeckt, und will zu fast jedem der Länder hören, wie ich die indigenen Völker fand. Er selbst sei Indio und kenne sich bestens in den Kulturen anderer indigener Völker aus. Lange erzählt er über die Maya in Ecuador und die Inka in Peru, bis er mir schließlich das Einfuhrpapier gibt und uns in Paraguay wilkommen heißt. Und so ganz nebenbei bestätigt er uns, dass auch eine direkte Einreise aus Iguazú mit der kleinen Personenfähre möglich gewesen wäre – unbedingt zu empfehlen!
Mit der Grenze wird gleich vieles ganz anders. Der Verkehr ist aggresiv, Autos und Straßen in noch schlechterem Zusatnd als in Argentinien, und die Architektur nicht den Namen wert! Ciudad del Este hat ungefähr den Charme, den der Name vermuten lässt! Aber dafür sind die Straßenränder wieder von Obst- und Gemüseständen gesäumt, was wir auch gleich nutzen. Die Armut springt uns in Paraguay so richtig an. Wir werden ständig von Menschen angesprochen, die etwas von uns wollen. Auf dem Lande wird es entspannter. Hier wird sehr viel Landwirtschaft betrieben, und an den Straßenrändern wachsen wunderschön blühende alte Bäume, mit riesigen Kronen, die in gelb und rot schimmern und der Landschaft eine besondere Note geben.

So fahren wir bei gerade noch erträglichen 36 Grad bis in die Vororte von Asunción und begnügen uns mit den schönen Bäumen als einzige Blickfänge, als uns ein kräftiges Gewitter zum Anhalten zwingt. Das Vordach eines Supermarktes verschafft uns Schutz und Unterhaltung. Als der Regen auch nach dem Gewitter nicht so richtig aufhören mag, nehmen wir die verbleibenden 30 KM bis zum Hotel unter leichter Berieselung in „Angriff“. Dieser Begriff trifft es ganz gut, denn die Straße ist zur Rushhour von Asunción und bei der Fahrweise der Paraguayer und dem Zustand der Hauptstadtstraßen wirklich ein K(r)ampf! Ariane hat auf dem Sozius viel auszuhalten, aber ein Vorankommen ist nun mal nur bei beherzter und angepasster Fahrweise möglich! Nach gut einer Stunde erreichen wir nass und erschöpft unsere schöne Unterkunft im „Grand Hotel del Paraguay“, einem altehrwürdigen Kasten, der aus besseren Zeiten stammt, aber offensichtlich gut instandgehalten wird. Im Garten gibt es einen schönen Pool und sogar einen Tennis-Court! Wie schön, aus den nassen Klamotten steigen und ein kleines Nickerchen machen zu können!
Der Dienstag ist unser letzter gemeinsamer Tag auf dieser Reise. Ariane hat jetzt wohl auch genug vom Motorradfahren bei diesen Temperaturen – irgendwie verständlich! Zu Fuß erkunden wir die Hauptstadt Paraguays, die wir am Vorabend schon etwas bei der Suche nach einem Restaurant erlebt haben. Es mag hier mal eine gute Zeit gegeben haben, jedenfalls zeugen so manch schöne alte Bauten davon, die heute aber allesamt in einem erbärmlichen Zustand sind. Ich habe in ganz Mittel- und Südamerika keine andere Hauptstadt gesehen, die so heruntergekommen ist wie Asunción! Von den Straßen und den Elektroinstallationen will ich gar nicht reden, aber so richtig schockieren mich einige Hochhäuser, von denen ich beim besten Willen nicht glauben kann, dass darin Menschen leben sollen. Sie stehen inmitten von flacheren Bauten und verfallen vor sich hin. Auffallend sind die wenigen Fenster, die diese Häuser haben!



Aber bes gibt auch einige wenige Ecken, die noch etwas vom alten Charme bewahren konnten. Dort sind die alten Prachtnauten noch nicht ganz verfallen. Das prächtigste Gebäude ist jedoch der Präsidentenpalast. Dafür scheint das Geld zu reichen – für die öffentliche Infrastruktur hingegen nicht!



Das eigentlich schöne an Asunción ist die Promenade (Costanera) entlang des Flusses, der hier nicht die Grenze zu Argentinien darstellt. Diese liegt weiter außerhalb der Stadtgrenzen. In naiver Unterschätzung der Hitze nehmen wir den erheblich weiteren Weg am Wasser zurück zum Hotel – keine wirklich gute Idee! Völlig erledigt kommen wir dort nach eineinhalb Stunden, die uns durch ziemlich schreckliche Stadtviertel geführt haben, an. Eine Karaffe Zitronensaft und eine Caipi am Pool bringen die verdiente Erholung im Anschluss!

Am Mittwoch sitzen wir schon um sechs Uhr in der Früh auf dem Moped und fahren noch vor dem Beginn der Rushour durch ein ruhiges Asunción zum Flughafen. Hier erleben wir ein gänzlich anderes Hauptstadtfeeling als gestern zu Fuß. Moderne Bauten und schicke Läden für alles, was das betuchte Hauptstädterherz begehrt! Es ist das komplette Kontrastprogramm zum alten Kern der Stadt! Aber hier kommt wohl nur der her, der es sich leisten kann! Es ist der Teil der Stadt, den wir gestern beim Spaziergang von der Costanera als Skyline gesehen haben. (siehe Photo oben!)
Der Flughafen ist klein und übersichtlich. Ich darf sogar vor der Abflughalle mein Moped parken und Ariane zum Check-in-Schalter begleiten. Hier scheint heute alles planmäßig zu laufen. Der Abschied fällt diesmal weniger schwer, denn schon in 9 Tagen werden wir uns in Berlin wiedersehen. Bis dahin haben wir beide noch ein volles Programm. Ariane fliegt jetzt nach Bogota zur Verwandschaft, wo sie noch 3 Tage mit ihrer Ma verbringen wird, um sie dann zurück nach Frankfurt / Wetzlar zu begleiten. Für mich sind es noch 2.300 km bis Valparaiso / San Antonio, wo ich am Mittwoch mein Moped in den Container nach Hamburg verpacken werde. Hinterreifen und zunehmend auch die Kette sind ziemlich am Ende und machen die Reststrecke noch etwas spannend!
Liebe Ariane, lieber Wolfram,
Wir wünschen euch noch ein paar schöne Tage und dann einen guten Rückflug in die Heimat.
Schon irre, was Wolfram so alles hinter sich hat und schön, dass ihr in Kürze wieder viel Zeit miteinander haben werdet. Wir sind gespannt auf persönliche Berichte…
Liebe Grüße von Andreas und Angela
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Hallo Wolfram,
für Deine letzte Etappe auf dieser sagenhaften Tour wüsche ich Dir alles Gute. Ich habe mir das auf der Karte angesehen und festgestellt, dass es für Dich mal wieder nach Süden geht.
Beste Grüße und bis bald in Berlin.
Uli
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Hallo Wolfram,
auch von mir alles Gute auf Deinen letzten Metern Deines phantastischen Abenteuers.
Pass auf Dich auf, oben im Norden (Rocky Mounten) hattest Du mit Waldbränden zu tun gehabt, jetzt sind diese unten im Süden, wo du vor knapp über einem Monat erst warst.
Ich hoffe sehr, dass auch der Rest Deiner Reise auch so verläuft, wie sie im Juli angefangen hatte.
Komm Gesund mit vielen schönen Erinnerungen zurück und genieße erstmal das Ende Deines Abenteuers.
Viele liebe Grüße aus Berlin und bis bald
Christian
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Lieber Wolfram,
für die letzte Etappe alles Gute und möge Deine „kleine Amerikareise“ ein gutes und zufriedenes Ende nehmen.
Es war immer sehr interessant, Deinen Blog zu lesen und zu verfolgen, wo, Dich die Wege (bzw. Deine „Bock“) hingetragen haben.
Du hast hier ein sehr schönes Reisetagebuch geschaffen. Chapeau
Alles Guten und, dass Du und Deine Maschine gut wieder nach Berlin kommen.
Viele Grüße
Bernd
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