62 Iguazú – Grenzwärtige Wasserfälle

Um es gleich vorwegzunehmen: Arianes Hand geht es deutlich besser, und wir konnten unsere Reise ohne große Einschränkungen fortführen! Die Ruhepause in Posadas hat uns sehr gut getan und eine Lektion in Sachen Hitze erteilt! Die Fahrt nach Iguazú teilen wir deshalb trotz der geringen Distanz in zwei Etappen auf. Am heutigen Donnerstag erreichen wir Eldorado und schauen uns auf dem Weg dahin noch die Ruinen des Jesuitenklosters San Ignacio Mini an, das im 17. Jahrhundert zu einer Serie von Klöstern in dieser Region gehörte, die die Jesuiten als Basis für die Missionierung der Urbevölkerung nutzten. Vermutlich leitet sich daraus der Name dieser nördlichsten Provinz von Argentinien ab?

Die zum Teil noch gut erhaltenen Ruinen des Jesuiten-Klosters San Ignacio Mini, das 1817 von Paraguayern zerstört wurde.

Eldorado ist ein eher trostloses Nest, aber wir haben eine sehr schöne Cabaña in einem netten Hotel am Stadtrand. Von dort fahren wir vor dem Sonnenuntergang noch zur Costanera (Küstenstraße) an den Rio Paraná und genießen einen Sundowner auf einer Barterasse über dem Paraná (Grenzfluss zu Paraguay) und essen anschließend in einem Restaurant in einer Holzhütte, dass vor 100 Jahren von einem Deutschen gegründet und seit dem immer durch Familienmitglieder geführt wurde.

Am Freitag sind wir wieder früh auf der Piste und freuen uns, dass wir in Iguazú schon um 10 Uhr am Morgen unser Hotelzimmer beziehen können. Ariane hat mal wieder ein gutes Händchen bei der Auswahl bewiesen. Wir bekommen im Hotel Jasy ein ganz besonders schönes Maisonettzimmer mit Klimaanlage und Blick auf den Pool!

Das Jasy Hotel in Iguazú – eine der schönsten Übernachtungen auf dieser Reise!

Wir haben in Iguazú drei Übernachtungen geplant, um am Samstag zunächst die brasilianische und am Sonntag die argentinische Seite der Wasserfälle zu besuchen. Zum Glück entscheiden wir uns für den Bus als Transportmittel, denn die Grenzstation nach Brasilien erweist sich dem Ansturm an Autos nicht gewachsen. Der Bus hingegen hat seine eigene Spur, und wir fahren am Stau vorbei, um die Grenze in nur wenigen Minuten zu passieren. Der Bus spuckt uns nach 40 Minuten am Eingang zum Nationalpark aus, wo eine riesige Traube an Menschen vor den Ticketschaltern steht. An den Ticketautomaten geht’s hingegen schnell, und auch die Parkbusse, die einen anschließend nochmal 11 Kilometer zum Trail bringen, sind schnell genommen. Die Organisation wird mit den Menschenmassen gut fertig, aber es bleiben eben doch Massen!

Irgendwie herrscht in diesem Pulk aber eine gute Stimmung, und so lassen wir uns ganz entspannt über den Trail etwa 2 Kilometer entlang der Wasserfälle schieben. Hier sind wir zunächst zwar einige hundert Meter von den Wasserfällen entfernt, können diese dafür aber super überblicken. Das ideale Photowetter ist dabei ein Geschenk, das hier nicht selbstverständlich sein soll! Mehr Worte braucht es für den Trail nicht; die folgenden Bilder sprechen für sich!

Die ersten Wasserfälle sind noch relativ „dünn“, bilden in der Gesamtansicht aber ein tolles Bild!
In Zodiacs werden „mutige“ Touristen unter die Wasserfälle zum Duschen gefahren!
Unsere Generation hat das mit den Selfies noch nicht so raus und fragt auf die klassische Art.
Im Sprühnebel der Fälle zeigt sich ein Regenbogen!
Im Hintergrund sieht man die Touristen auf der argentinischen Seite.
Weiter hinten auf dem Trail werden die Kaskaden schon wilder!

Am Ende des Trails drängeln sich die Touristen auf einer Steganlage mit großer Plattform, um die mächtigen Wasserfälle, die aus Flussrichtung am Anfang auf der rechten (brasilianischen) Seite in die Tiefe donnern, ganz aus der Nähe zu erleben und sich dabei eine willkommene Dusche zu gönnen, denn das Thermometer steht bereits wieder knapp unter der 40°-Marke! Das ist in der Tat ein beeindruckendes Erlebnis! Mit ohrenbetäubendem Getöse stürtzen hier Unmengen des kostbaren Nass hautnah herab. In dieser Kulisse ist es nur schwer vorstellbar, dass Wasser ein knappes Gut und in Zukunft bedauerlicherweise noch Grund für weitere Kriege sein wird!

Wir genießen diesen Tag auf der brasilianischen Seite sehr. Da die Menschen, wie gesagt, sehr freundlich und locker drauf sind, stört das Gedränge weniger als andernorts. Auch von der Tierwelt bekommen wir so einiges mit, doch leider nicht als Linsenfutter!

Feucht-schön sind die Wasserfälle aus der Nähe zu bewundern, und nicht wenige tun das!
Kaskaden von Wasser verdecken praktisch die gesamten Hänge!
Die ganze Welt ist gefühlt nur noch Wasser! Wenn’s doch nur besser auf der Erde verteilt wäre!

Sehr zufrieden und beeindruckt verlassen wir den brasilianischen Nationalpark Iguaçú und nehmen auf dem Rückweg noch den Parque das Aves mit, der gleich gegenüber des Parkeingangs liegt. So schicke und exotische Flugtiere wie hier, habe ich noch nie zu sehen bekommen. Im folgenden nur einige wenige Exemplare:

Ein roter Ibis beim Baden
Ein Harpy Adler – der physisch stärkste Raubvogel überhaupt!
Heimische Papageienart – sehr poussierliche Tierchen!
Wahrer Flugkünstler, dem man nicht im Wege stehen will – ein Ara!

Auf dem Rückweg erleben wir im Bus ein extremes Gewitter, das wir auch nach Ankunft am Busterminal von Iguazú noch eine Weile abwarten müssen, ehe wir uns auf die Straße wagen können. Jetzt sehen wir mal, wofür die tiefen Rinnen, die hier jede Straßenkreuzung zu einem Verkehrshindernis machen, gut sind! Die Straßen werden mit den riesigen Wassermengen gut fertig.

Am Sonntag geht es, wieder mit dem Bus, zum argentinischen Nationalpark, der 15 Kilometer von der Stadt entfernt liegt. Hier ist heute viel weniger los als gestern auf der brasilianischen Seite, so scheint es am Eingang zum Park. Tatsächlich sind es weniger Besucher, aber weiter drinnen im Park drängeln sich die Menschen trotzdem auf den Stegen, nur dass das Publikum heute viel nerviger drauf ist als das gestern! Verschwitzte Körper drängeln oder behindern in Selfieposen und machen den Rundgang weniger angenehm. Hinzu kommt, dass der interessanteste Teil, nämlich die Saltos Diabolo, zur Zeit wegen Arbeiten an den Steganlagen gesperrt ist.

Ich hatte es schon vermutet, nachdem wir gestern in Brasilien so begeistert waren, dass die argentinische Seite es schwer haben könnte, dem bereits gesehenen noch etwas draufzusetzen. Insofern will ich fair bleiben: Auch heute bekommen wir tolle Bilder und Eindrücke geboten, aber dramaturgisch wäre die umgekehrte Reihenfolge vielleicht vorzuziehen! Außerdem ist heute das Wetter nicht ganz so schön und das Publikum etwas störend. Und das Highlight in Argentinien – die Saltos de Diabolo – konnten wir nicht besuchen! Doch seht selbst:

Blick entlang der Kaskaden, die wir gestern von gegenüber zu Anfang gesehen haben.
Auf der argentinischen Seite gibt es mehr diese Blicke an der Abbruchkante!
Die Ruhe vor dem Sturm – so beschaulich sieht man das Wasser in Argentinien bevor es hinunter geht!
Laut und imposant – die letzten Fälle, die wir in Argentinien sehen können, dahinter war’s gesperrt!

Zum Ausgleich gab es aber auf dem Rückweg noch eine Zugabe der besonderen Art, die ich gestern nicht vor die Linse bekam: Ein Affentheater in den Baumkronen auf dem Weg zum Parkausgang. Das hat mich am Ende sehr mit dem Tag versöhnt!

Affenmutter mit Kind auf dem Rücken ….
…. und ein älteres Kind – lässt sich ganz schön hängen – gesellt sich dazu!
Sieht bequem aus.

Und noch ein Wildlife-Erlebnis trägt zur Freude bei – ein Kaiman lauert im Wasser auf Beute und präsentiert sich für ein schönes Bild!

Kaiman in Lauerstellung!

So kehren wir am Ende zufrieden und erschöpft ins Hotel zurück. Die Hitze macht uns doch ganz schön zu schaffen. Zum Glück gibt es bald nach unserer Ankunft ein weiteres heftiges Gewitter, das in der Tat eine Abkühlung auf nur noch 26° C bescherrt , was für eine Wohltat! Für morgen sind auch etwas geringere Temperaturen vorhergesagt, was uns etwas leichter auf die Fahrt nach Asunción blicken lässt, vor der es uns schon graut, weil die Hauptstadt Paraguays für seine Hitze berüchtigt ist. Eine Kuriosität der morgigen Fahrt ist die Tatsache, dass Argentinien trotz der langen gemeinsamen Grenze keinen direkten Grenzposten in Iguazú mit Paraguay unterhält. Wir müssen also zuerst nach Brasilien ausreisen und 10 km später von dort nach Paraguay einreisen.

Dort werden Ariane und ich unsere letzte gemeinsame Station haben. Wir wissen so gar nicht, was uns dort erwartet, freuen uns aber auf einen erholsamen Abschiedstag, wobei der Abschied nur für ganze 9 Tage sein wird!

3 Gedanken zu “62 Iguazú – Grenzwärtige Wasserfälle

  1. Susanne schreibt:

    Lieber Wolfram, liebe unbekannte Ariane,
    noch immer verfolge ich den Blog mit Neugier und freue mich auf deine unterhaltsamen kurzweiligen Beschreibungen. Sehr schön, dass es dir Ariane nach eurem Sturz wieder besser geht und nichts gebrochen ist. Ich denke zurück an meine Reise zu den Wasserfällen: 1992 war ich dort mir meinem Bruder, der zu dieser Zeit in Sao Paulo lebte und arbeitete und meinem kleinen anderthalbjährigen Sohn. Damals war es bei weitem nicht so voll wie du es beschreibst und ich erinnere, dass wir von kleinen Nasenbären beklaut wurden: plötzlich waren die eingepackten Stullen weg.
    Bleibende Erinnerungen…..
    Liebe Grüße
    Susanne und Michael vom Bartibog

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  2. Christian schreibt:

    Hallo Lieber Wolfram, hallo liebe Ariane,
    es ist schön zu lesen, dass der „Sturz“ keine längeren bleibende Blessuren hinterlassen hat und ihr Eure Reise fast wie geplant zusammen fortführt.
    Es ist für mich fast erstaunlich gewesen, dass nur die Plattform „Saltos de Diabolo“ gesperrt war. Um den 12.10.2022 war der Park auf beiden Seiten mehr oder weniger gesperrt gewesen, da die Wasserfälle die Stege überflutet haben. Im „WWW-Rekordhochwasser in Südamerika! Berühmte Wasserfälle gesperrt!““ ist einiges diesbezüglich zu finden. Somit könnt ihr die Bilder oder auch Filme jetzt viel besser einordnen, da ihr vor Ort wart.
    Euch weiterhin eine gute Fahrt
    Liebe Grüße
    Christian

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  3. Anja Ender schreibt:

    Liebe Ariane, lieber Wolfram,
    habe gerade die letzten beiden Blogeinträge verschlungen und bin echt heilfroh, dass bei Ariane nichts gebrochen ist und wünsche Ariane weiterhin gute Besserung. Die Piste erscheint mir sehr anspruchsvoll, wie so einige auf deinen Reisen. Und ich bin sehr dankbar das du unverletzt geblieben bist und bewundere deine Fahrkünste Wolfram. Meine besten Wünsche aus Berlin. Liebste Grüße, Anja

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