Wer oder was auch immer diese gewaltigen Canyons mit ihrer Farbenpracht geschaffen hat, es wurde ganze Arbeit geleistet. Wir haben nun bereits 8 Parks in der Canyonregion von Colorado, Utah und Arizona besucht. Keiner gleicht dem anderen, alle besitzen ihre eigenen Charakteristika, was Farben und Formen angeht. Und alle verbreiten eine eigene Stimmung!
Am Mittwochmorgen sind Ariane und ich wieder alleine unterwegs. Vier Tage beleiben uns noch, ehe die eine nach Berlin zurückfliegt und der andere sich nach Mexiko aufmacht. Wir verlassen Jacobs Lake nach gutem Kaffe und leckeren Keksen in Richtung Page, wo wir hoffen, auch ohne Reservierung den Antilope Canyon besichtigen zu können. Die Strecke führt vom Grand Canyon weg, ohne ihn gleich aus dem Auge zu verlieren. Der Colorado River bleibt unser ständiger Begleiter, nur dass er jetzt nicht mehr im tiefen Canyon sondern in einer weiten Tiefebene verläuft, die durch hohe Tafelberge gesäumt wird. Kurz bevor wir in Marble Canyon den Colorado queren, tauchen am Wegesrand pilzförmig erodierte Felsen auf, die wir so schon sowohl in Neuseeland als auch in Namibia vorgefunden haben. Im Hintergrund ragen die Abbruchkanten der Hochebene auf, durch die der Grand Canyon verläuft.

Bei Marble Canyon überspannt eine eindrucksvolle Stahlbrücke den Colorado River. Genau genommen sind es zwei identische Brücken, die parallel verlaufen. Die eine dient dem Straßenverkehr, die andere ist den Fußgängern vorbehalten. Als ich die Brücke vor die Linse hole, entdeckt Ariane im Gerüst der Brücke einen Geier wie aus dem Bilderbuch. Er lässt sich mit aller Ruhe ablichten, doch zu einer Flugschau lässt sich der Kollege leider nicht bewegen. Trotzdem liefert er ein schönes Bild im Frack mit Kragen.


Wir erreichen Page kurz vor der Mittagszeit und steuern direkt den Upper Antilope Canyon an. Es ist kochend heiß, als wir den sandigen Parkplatz befahren. Erleichterung, als wir erfahren, dass wir auch ohne Reservierung noch in die nächste Führung aufgenommen werden, die just in diesem Moment beginnt. Wir zahlen den astronomischen Eintrittspreis und haben kaum noch Zeit, Helme und Jacken am Moped zu deponieren. Wir werden auf einen von drei Pick-Up-Trucks verladen und rumpeln dann drei Meilen auf tiefem Wüstensand durch das trockene Flussbett des Antilope Creek zu dem Abschnitt, wo sich der Antilope tief in den Sandstein eingegraben hat. Es entstand dabei auf ca. 300 Metern ein höhlenartiger Raum, der phantastisch geformte Auswaschungen in goldfarbigem Sandstein zeigt. Ab und zu reicht das Tageslicht durch Felsspalte von oben in die Höhle hinab. Dann erleuchten die ausgewaschenen Höhlenwände in unglaublichen Farben, und wenn man zur rechten Zeit da ist, was wir sind, dann treffen die Sonnenstrahlen direkt auf den Boden des Canyon und hinterlassen in der staubig-sandigen Höhlenluft deutliche Streifen. Das erzeugt im Schummerlicht eine gespenstisch schöne Stimmung. Wir sind beide total verzaubert von diesem Naturschauspiel. Leider werden wir arg schnell durch den Canyon geschleust, sodass die Zeit fehlt, um in Ruhe die richtigen Einstellungen an der Kamera zu testen und das ganze Geschehen in Ruhe auf sich wirken zu lassen. Trotzdem sind ein paar nette Photos entstanden, die für sich sprechen sollten:






Wieder aus dem Höhlengewirr heraus, in dem es angenehm kühl war, trifft usn die Hitze mit voller Wucht. Von draußen ist kaum zu erkennen, welch ein Schatz sich da unter den Felsen verbirgt. Total unscheinbar zeigt sich lediglich ein kleiner Spalt. Dieser hat’s dann aber wirklich in sich! ie Rückfahrt auf dem Pick-Up ist super staubig und holprig. Selbst mit seinen riesigen Rädern hat der Truck arge Probleme, sich durch den Tiefsand im Flussbett zum Parkplatz zurückzufräsen. Vollkommen verstaubt kehren wir zum Moped zurück und verarbeiten erstmal im Gespräch die zauberhaften Erlebnisse der letzten 90 Minuten. Es war zu schnell, zu teuer und zu heiß, aber unbedingt lohnenswert, diesen Ort besucht zu haben!

Jetzt ist uns nur noch nach einem kalten Getränk und einer erfrischenden Dusche. Beides finden wir nur sechs Kilometer entfernt im vorgebuchten Hotel in Page; dazu sogar ein Bad im Hotelpool und eine Ruhepause, ehe wir uns vor Sonnenuntergang zum nächsten Naturerlebnis aufmachen. Etwa fünf Kilometer zurück lassen wir das Moped auf einem Parkplatz stehen und laufen eine Meile über Wüstensand zum sogenanten „Horseshoe Bend“. Hinter diesem schönen Namen verbirgt sich eine tief in den Sandstein eingegrabene Flussschleife des Colorado River, den wir nun schon seit bald einer Woche verfolgen. Ich habe noch nie einen Fluss mit einer solchen Vielfalt an Erscheinungsformen gesehen. Zuerst war es ein breiter Fluss, der sich durch Boulder schlängelt, dann verläuft er durch ein breites Tal relativ gerade nach Grand Junction, um sich anschließend entlang des Highway 128 durch einen wunderschönen roten Canyon nach Moab zu winden. Von dort meandert der Colorado in kaum nachzuvollziehenden Linien durch das Canyonland, um schließlich im Grand Canyon etwa 1.600 Meter tief durch die Tafelberge zu fließen. Bei Marble Canyon streckt er sich wieder durch eine Tiefebene und hier zeigt er sich in einer engen Schleife am Horseshoe Bend. Was dabei immer unverändert bleibt ist seine ruhige Fließart. Unaufgeregt und geräuschlos gleitet der Colorado in Richtung Pazifik. Nichts bringt ihn dabei aus der Ruhe – großartig!



Kein Zweifel, der Colorado steht für mich ganz weit oben auf der Liste der schönsten Naturerlebnisse dieser Reise bislang! Wir trennen uns nur schwer von diesem magischen Ort. Alleine der Hunger hilft! In Page stillen wir diesen auf der Terasse einer Brauerei, die neben vielen eigenen Biersorten auch eine sehr ansprechende Küche bietet.
Damit sind die großen Parks auf unserem gemeinsamen Weg durch Amerika erstmal „abgearbeitet“ bis auf einen, den Zion National Park. Dorthin geht es morgen und dann weiter über Hurricane und Overton nach Las Vegas. Auf dem Weg liegt dann noch das „Valley of Fire“, das wir uns auch noch anschauen werden, sofern es uns nicht zu heiß wird. Das Thermometer klettert in dieser Wüstengegend am Nachmittag auf über 35 Grad, was insbesondere in Arianes wasserdichten Goretex-Kleidung eine echte Herausforderung ist!
Hallo Wolfram,
sehr schöne Bilder. Wir haben vor ein paar Jahren fast die gleich Runde durch die Nationalparks gemacht. Der Anitilope-Canyon und der Grand Canyon haben uns auch am meisten beeindruckt…
Euch noch eine gute gemeinsame Zeit und anschließend Ariane eine gute Rückreise und Dir eine gute und sichere Weiterreise.
Ich freue mich schon auf weitere „Berichte“🙂
Viele Grüße
Bernd
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Hallo, tolle Bilder vom Antilope Canyon – ein neuer Punkt für die „To Do Liste“ 🙂
Beste Grüße
Uli
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