Nun liegt nach vier spannenden Tagen auch Georgien hinter mir , und es hat gehalten, was alle Prophezeiungen versprochen haben: wunderschöne Natur und liebenswerte Menschen!
Am Mittwoch nach der ärgerlichen Episode mit der Aserbaidschanischen Polizei, freue ich mich über einen flotten Grenzübergang nach Georgien. Das Ziel für heute ist Gori, und der Weg dahin führt alternativlos mitten durch Tiflis, das ich eigentlich ausklammern wollte, weil ich dort mit Ariane in 4 Wochen sein werde.

In der angenehm wärmenden Nachmittagssonne suche und finde ich im Zentrum der Stadt ein nettes Hostel und werde dort sehr freundlich von Natja und ihrem 10-jährigem Sohn Georgi mit einem Tee empfangen.

Nach diesem herzlichen Empfang bleibt noch Sonnenzeit, um die Stadt ein wenig zu erkunden. Gori fände wahrscheinlich in keinem Reiseführer Erwähnung, hätte hier nicht vor 139 Jahren ein armes Schusterehepaar einen Sohn zur Welt gebracht, der 50 Jahre später unter dem Namen Stalin (Der Stählerne) der Welt das Fürchten lehren sollte.
Was aber unfassbar ist: der Mann wird hier verehrt, und es gibt einen wahren Stalin-Kult in der Stadt mit eigenem Museum und Statuen. In Russland findet man nirgends eine Stalin-Statue oder ein nach ihm benanntes Straßenschild! Überflüssig zu erwähnen, das der Zentrale Platz von Gorin Stalinplatz heißt.
Dabei findet sich neben der Stalin-Vergangenheit durchaus noch interessantes in Gorin, wie beispielsweise die Festung und die Altstadt.



Am Abend werde ich dann auch noch sehr lecker bekocht – kurzum, es gefällt mir sehr gut in Gori! So gut, dass ich am nächsten Morgen meine Pläne spontan ändere und noch eine Nacht in diesem Hostel dran hänge. Ich habe mir nämlich für heute eine nette Tagestour aus dem Reiseführer heraus gesucht.
Zuerst geht es in das nur 10 Kilometer entfernte Uplisziche. Das ist eine Höhlenfestung aus dem 16. Jh.v.Chr., die wunderschön an einem ruhig daher fließenden Fluss gelegen ist.
Danach fahre ich durch die südlichen Berge in Richtung Armenien und genieße ohne jeglichen Autoverkehr und fast ohne Besiedlung einen Indien Summer wie ich ihn nur selten zuvor gesehen habe!





Mitten in der Pampa tauchen dann plötzlich jede Menge Skulpturen in der Landschaft auf, die dort ohne jeglichen Hinweis, oder irgendeiner Art von Beschreibung aufgestellt wurden und jeden Passanten ins Grübeln bringen.

Den Abend verbringe ich wieder gut verköstigt mit Tagebuch und Blog Schreiben in Gesellschaft von Natja und Georgi.
Am Freitag unternehme ich eine weitere Rundtour in die hohen Berge des Kaukasus, ehe ich die Türkei ansteuere. Über Kutaisi und Kohni führt der Weg an einer mint-grünen Talsperre nach Mestia, einem beliebten Skigebiet.

Mint-grüne Talsperre

Bei Kohni säumen Khakibäume den Weg

Tolle Herbstverfärbung vor Schnee

Neue Polizeiwache in Mestia

Hauptstraße in Mestia
Auch hier finde ich leicht ein schönes Zimmer in einem kleinen Hostel mit tollem Blick auf die Berge.

Blick aus meinem Zimmer in Mestia
Am heutigen Samstagmorgen will ich die Kaukasus-Runde dann komplettieren und frage ausdrücklich bei den Herbergseltern nach, ob die Strecke auch gut machbar sei, denn ich traue den kleinen, weißen Straßen in der Landkarte nicht. Und es wundert mich auch, dass die Marschrutkas (Kleinbusse) alle über den gleichen Weg zurückfahren, den ich gekommen bin. Alles kein Problem, so versichert man mir.

Vorne Indian Summer – Hinten Schnee

Morgenstimmung und Kälte

Wehrtürme von der UNESCO geschützt
Für die ersten 30 Kilometer stimmt das auch. Es ist zwar in schattigen Bereichen zum Teil unter Null Grad kalt, aber die Straße ist im wesentlichen OK und nur ab und zu durch Bauarbeiten aufgewühlt. Es geht an den für diese Täler typischen Wehrtürmen vorbei, von denen einige sogar zum Weltkulturerbe deklariert wurden.
Doch was danach kommt lässt mich nur noch staunen. Da entpuppt sich das, was mir mein Navi als „schnelle Verbindung“ ausweist und was selbst in der Georgien-Gesamtkarte (1:650.000) als teils weiße, teils sogar gelbe Straße dargestellt wird, plötzlich zu einem Gebirgswanderpfad! Dieser führt auf einen 2.600 m hohen Pass. Es wird immer enger, felsiger und später durch die vielen Gebirgsbäche, die über den Weg führen, sogar noch matschig. Irgendwann geht es im Wasserstrom steile Felsabsätze hinab, sodass nun auch der Rückweg keine realistische Option mehr ist.

Anfangs noch Fahrweg…

… wenn auch matschig, doch fahrbar…

… später nur noch Pfad und keine Photos
Auweia! Hoffentlich geht es hier auch wirklich weiter. Ich bin mutterseelenallein, und hier dürfte seit langer Zeit kein Fahrzeug mehr durchgekommen sein. Jedenfalls gibt es keine Spuren, die darauf hindeuten! Das geht sage und schreibe 70 Kilometer für die ich viereinhalb Stunden brauche so weiter. Aber der Weg bringt mich schlussendlich nach Kutaisi, wo ich die Kaukasusrunde erschöpft, aber auch glücklich komplettiere! Es ist schon ein Glück, dass alles so glatt läuft – eine Reifenpanne wäre schon ein ernsthaftes Problem!

Glücklich geschafft – Blick zurück
Jetzt ändere ich aber erneut den Plan und fahre doch weiter über Batumi an der Schwarzmeerküste in die Türkei, was ich eigentlich nicht wollte. Doch die ursprünglich ins Auge gefasste Route durch die Berge weist lange Abschnitte mit solchen weißen Straßen auf, und mein Gefühl sagt mir, dass ich das Glück nicht weiter strapazieren sollte, zumal meine Reifen schon durch die vielen Off-Road-Etappen arg kariös aussehen – sprich einige Stollen sind schon herausgebrochen.
Jetzt liege ich im warmen Bett im Hostel in Batumi und schreibe diesen Blog. Die Stadt ist grottenhässlich, doch der Innhof des Hostels eine kleine Oase.

Innenhof des Hostels in Batumi
Morgen früh sind es noch 20 Kilometer bis zur türkischen Grenze. Dann folgen lange 1.400 km entlang des Schwarzen Meeres bis Istanbul. Was danach kommt entscheidet das Wetter. Entweder Griechenland, Albanien, Montenegro, Kroatien, Slowenien und Österreich, was meine bevorzugte Strecke wäre, oder Bulgarien, Rumänien, Ungarn, Slowakei und Tschechien.
Привет Вольфрам, schön , dass dir Georgien auch gefallen hat . Ja die Visitenkarte von dem Land ist natürlich – Stalin . Erstaunlich, dass die Leute dort ihn immer noch positiv empfinden . Ich habe die letzte ein Paar Wochen am Abend im Fernsehen Serien über seine Tochter – Swetlana Alilujewa ( sie hat nach Vaters Tod den Name der Mutter genommen) . Sie hatte kein gutes Leben…. sehr verletzte und kaputte Seele … wegen dem Vater. Ich wünsche dir weiterhin viel Spaß! Genieße die Zeit ! Liebe Grüße Tanja
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