36 Von Isfahan über Kashan nach Qazvin

Ich bin mit dem Blog etwas ins Hintertreffen geraten. Gut drei Wochen Iran neigen sich dem Ende zu. Heute morgen habe ich Ariane in Teheran zum Flughafen gebracht, und bin meinerseits Richtung Aserbaidschan aufgebrochen. Während ich diese Zeilen noch im Iran am Strand des Kaspischen Meeres bei Bandar Anzali schreibe, dürfte meine Liebste gerade in Tegel landen. Es waren schöne 18 gemeinsame Tage! Der Abschied war diesmal nicht so schwer wie seinerzeit in Ulan-Bator, denn jetzt sind es nur noch knappe 20 Tage bis ich wieder zuhause bin. Morgen werde ich die Grenze nach Aserbaidschan passieren. Doch nun ein Blick zurück auf unsere Fahrt von Yazd in den Norden des Irans:

Von Yazd nach Isfahan sind es rund 350 Kilometer, die am Rande der Kavir-Wüste durchs Gebirge verlaufen. Hier befahren wir erstmals mautpflichtige Straßen, doch man lässt uns stets mit großer Willkommensgeste ohne Bezahlung passieren. Unser Motorrad ist im Iran etwas ganz besonderes, denn hier dürfen nur Mopeds bis 250 ccm zugelassen werden – so etwas großes bekommt der Iraner nur durch Motorrad-Touristen zu sehen. Die sind allerdings rar. Ich habe in drei Wochen keinen einzigen getroffen.

Wir verlassen alsbald die Schnellstraße und finden entlang kleiner Nebenstrecken einige interessante Orte, die zum kurzen Verweilen einladen, wie zum Beispiel Aqda – eine halb bewohnte und halb verfallene Festungsstadt aus Lehm. Oder Mohammadiyeh mit seinen Höhlenwohnungen und den alten, unterirdischen Wasserspeichern, die heute als angenehm temperierte Weberwerkstätten genutzt werden.

Aqda – alte Festungsstadt aus Lehm

Höhlenwohnungen von Mohammadiyeh

Weberei in altem, unterirdischen Wasserspeicher

Isfahan erreichen wir entsprechend spät und finden unser Hotel in einem super schönen, historischen Gebäude im Dunklen. Drei Nächte verbringen wir in dieser geschichtsträchtigen Stadt, deren Bild uns aus dem Medicus vor Augen schwebte, sich dann aber doch ganz anders präsentiert.

Wir suchen bewusst auch die Wohnviertel abseits der Touristenströme und finden Gefallen an den verwinkelten Gassen und den zusammen gepuzzelten Architekturen. Wir beobachten zwei Jungen beim Trainieren von Brieftauben, was hier Tradition hat.

Brieftaube in Ausbildung

Natürlich besuchen wir auch die wesentlichen ‚Must See‘, die uns der Dumont empfiehlt. Dabei ist der Immam-Platz ein städtearchitektonisches Meisterwerk, das seinesgleichen sucht. Fast einen Kilometer lang und etwa 250 Meter breit, bindet er bedeutende Bauwerke wie Moscheen, Medresen und Königspaläste in seine Anlage ein. Hier verbringen wir viel Zeit, besuchen die Bauwerke, bummeln durch den Bazar und essen das klassische Safran-Eis!

Immam-Platz

Königspalast am Immam-Platz

Gucklochperspektive in der Jame Moschee

Wintergebetssaal mit natürlichem Licht

Platz im Bazar

Die zwei Tage und drei Nächte vergehen wie im Flug. Wir haben sicherlich vieles gesehen und auch manches verpasst, doch es reicht für einen Gesamteindruck, der sagt: „Hier ist’s schön!“

Eine tolle Überraschung erlebe ich am letzten Tag im Hotel, wo auf einmal Andi und Leonie auftauchen, die netten Schweizer, die ich als Radfahrer am Ende ihrer Pamirhighway Etappe im Homestay in Sary Tash kurz vor der tadjikischen Grenze getroffen habe. Damals waren sie noch zu dritt mit Leonie’s Bruder unterwegs, der schon zurückgeflogen ist. Jetzt machen die beiden mit Andi’s Eltern ein paar Tage Urlaub im Iran. Ich hab‘ mich riesig darüber gefreut, zumal seit Tadjikistan das Zusammentreffen mit anderen Overlandern zu einem sehr seltenen Ereignis geworden ist.

Am Samstag den 6. Oktober ziehen wir weiter nordwärts. Das Ziel für heute ist Kashan, und auf dem schönen gebirgigen Weg dahin machen wir einen Abstecher nach Abyaneh. Dies ist eine mittelalterliche Stadt, die aus rotem Lehm spektakulär in den Berghang gebaut wurde. Das Wetter verheißt nichts Gutes, als wir in das Sackgassental hineinfahren, und kurz stellen wir sogar zur Debatte, ob wir diesen Side Step nicht auslassen sollen. Zum Glück bleiben wir dabei! Denn für genau die zwei Stunden, die wir uns in dem idyllischen Bergdorf aufhalten, kommt die Sonne heraus und verschwindet dann wieder. Es hat sich total gelohnt, aber hier lasse ich die Bilder für sich sprechen:

Roter Lehm bestimmt das Bild

Lastentransport wie dazumal

Treffpunkt am Brunnen

Hauseingang mit Sitzbank

Die alten sitzen auf einen Plausch zusammen

Abyaneh in der Gesamtansicht

Kashan selbst ist eine weniger von Touristen besuchte Stadt, aber auch sie hat ein paar Schätze zu bieten, und wir wohnen wieder in einem tollen, historischen Gebäude. Es bleibt uns nur der Abend für die Stadtbesichtigung und der frühe Morgen für einen Gang über den Bazar, der hier viel authentischer rüber kommt als in den Großstädten.

Innenhof unseres Hotels

Edles Privathaus mit Windfänger

Das gleiche Haus vom Dach geknipst

Berühmtes Hamam von Kashan

Eisturm

Stadtmauer im Flutlicht

Färberei im Bazar von Kashan

Mit Qazvin als nächstes Etappenziel erreichen wir den kühlen Norden des Landes. Die Erosion und Färbung der Berge sorgen unterwegs für etwas Abwechslung, ansonsten ist es heute in erster Linie ein Fahrtag.

Bunt erodiert und von der Sozia eingefangen

In Qazvin haben wir erstmals ein nicht so schönes Hotel, aber es ist OK. Im Ort ist der Bazar die Hauptattraktion, wobei ein Teil davon restauriert und zum Edelbazar gepeppt wurde, mit schicken Läden und Cafés.

Skulptur im Edelbazar

Von hier werden wir in den kommenden vier Tagen eine abschließende Runde über das Almuttal, das Kaspische Meer und das Alborzgebirge nach Teheran beginnen.

Ein Gedanke zu “36 Von Isfahan über Kashan nach Qazvin

  1. diemoenchengladbacher schreibt:

    Gute Weiterreise, lieber Wolfram! Ich lese deine Berichte gerne und begleite dich gerne, aber ich freue mich auch sehr dich wohlbehalten wieder in die Arme zu schließen.

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