Nach der kurzen Nacht steht am Donnerstag Stadtbesichtigung in Shiraz auf dem Programm. Doch zunächst brauchen wir noch Rials, und die werden unweit des Hotels auf dem großen Karim Khan Boulevard von einer riesigen Menge iranischer Schwarz-Händler ohne jede Scheu illegal getauscht. Für den Dollar gibt’s 180.000 Rials, für den Euro 200.000. Das ist gegenüber dem offiziellen Kurs etwa das Vierfache. Noch vor gut einem Monat gab’s nur die Hälfte. Damit ist für uns der Iran unglaublich günstig (Benzin 5 Ct/l, Taxifahrt 2-3km 25 Ct, Brot 2,5 Ct, Luxushotel DZ 25 €, Abendessen 1-2 €), aber für die Iraner ist’s eine Katastrophe, und viele Einheimische reden mit uns ganz offen über die Schlechtigkeit der Regierung.
Shiraz ist eine von kahlen, wüstenartigen Bergen umgebene, quicklebendige Großstadt. Die Sehenswürdigkeiten sind über das ganze Stadtgebiet verteilt, doch vieles liegt zentral und fußläufig um den riesigen Bazar herum – so zum Beispiel die Karim Khan Zitadelle.

Nicht nur Pisa kann schief: Zitadelle Shiraz

Skulptur vor der Zitadelle: Photograph
Der Bazar ist faszinierend. Schon die Architektur mit ihren endlosen und weit verzweigten, kuppelbedeckten Gassen ist ein Hingucker. Doch das schönste ist die Präsentation der angebotenen Waren.

So schön kann Curry aussehen
Wir schlendern stundenlang durch die labyrinthischen Gassen des Bazars, können den vielen Köstlichkeiten nicht widerstehen und fühlen uns so richtig wohl im Gewimmel unter Iranern, die uns ausnahmslos nett und interessiert begegnen. Bemerkenswert ist auch, dass die Händler so angenehm unaufdringlich sind. Klar bietet jeder seine Waren an, aber ein einziges NEIN DANKE reicht aus, und der abgewiesene Händler heißt einen Willkommen und wünscht einen schönen Tag.

Fest für alle Sinne
Ich weiß gar nicht, wie vielen Menschen wir heute erzählt haben, woher wir kommen, wohin wir fahren und wie wir heißen, doch der kurze Smalltalk ist stets so nett und zur Gänze frei von irgendwelchen Hintergedanken, dass er uns nicht zu viel oder gar lästig wird.

Hausaufgang aus dem Bazar
Wir erkunden noch die Moschee und das islamische Heiligtum ‚Shah Cheragh‘, dann lassen wir uns erschöpft in einem traditionellen Restaurant nieder.

Innenhof der Khan Medrese

Wintergebetssaal der Wakil Moschee

Das Portal (Iwan) der Wakil Moschee

Platz im Shah-Cheragh-Mausoleum

Shah-Cheragh Mausoleum
Etwas hilflos mit der Speisekarte in Farsi, bekommen wir von allen Nachbartischen Hilfe angeboten. So unterhält unsere Speisenwahl bald das halbe Restaurant – es ist einfach zum piepen, wie sich alle um uns kümmern. Dabei fällt auf, wie solidarisch die Frauen untereinander sind. Ariane wird ständig von Iranerinnen angesprochen, die dabei sehr selbstbewusst auftreten. Und da liegt trotz gemeinsamer Religion der große Unterschied zwischen der arabischen und der persischen Kultur, die ja gerne in den gleichen Topf geworfen werden. Die Perser sind respektvoller – auch und gerade den Frauen gegenüber – und sie sind unaufdringlicher. Nebenbei verfügen sie über einen ganz anderen kulturellen und wissenschaftlichen Hintergrund. Verständlich, dass die Perser keinesfalls als Araber bezeichnet werden möchten.
Am Freitag besichtigen wir den Bagh-e Eram Garten, der seit fast 1000 Jahren existiert und heute als Botanischer Garten der Universität dient.

Earm-Garten
Der große iranische Dichter Hafis, den Goethe so sehr verehrte, dass er sogar Farsi lernte, um ihn im Original zu lesen, liegt im eigenen Mausoleum in Shiraz begraben – eine Würdigung im schön angelegten Garten!

Ariane vor Hafis‘ Mausoleum
Wir enden zum Sonnenuntergang auf dem Gahvare-ye Did, einem Berg , von dem sich ein toller Blick über Shiraz bietet.

Am Fuße des Gagvare-ye Did

Sonnenuntergang über Shiraz

Auch das gibt’s in Shiraz: Hotelarchitektur
Am Samstag fahren wir mit dem Moped nach Bishapour, einer alten Sassanidenstadt, deren Stadtmauer und Gebäudegrundrisse nach 2.300 Jahren noch erstaunlich gut erhalten sind. Die Fahrt dahin führt spektakulär schön durchs Zagrosgebirge in die Wüstenebene hinab, wo das Thermometer innerhalb einiger Minuten von 24 auf 38 Grad klettert.

Felsgravuren bei Bishapour (3.Jh v. Chr.)
So stimmen wir uns auf dieser Rundfahrt noch ohne Gepäck wieder auf den Soziusbetrieb ein – es funktioniert sehr gut!
Tags darauf verlassen wir Shiraz in nördlicher Richtung. Yazd ist das nächste große Ziel, doch werden wir noch einmal zuvor übernachten, da wir auf dem Weg noch Persepolis und Parsagad besuchen – beide sind als Weltkulturerbe gelistet. Persepolis ist außergewöhnlich gut erhalten, denn es steckte bald 2.000 Jahre unter trockenem Wüstensand.

Eingangsportal von Persepolis

Palast des Darius in Persepolis

Mausoleum von Kyros in Parsagad
Nach Parsagad bleiben uns noch knapp 2 Stunden bis zum Sonnenuntergang, da schaffen wir gerade die verbleibenden 160 Kilometer bis Abarkouh, einer Kleinstadt, die im Reiseführer nur am Rande Erwähnung findet, obgleich sie doch viel zu bieten hat. Auf dem Weg dorthin haben wir im Norden einen Pass zu überqueren, und dort tun sich besorgniserregende, schwarze Wolken auf. Aus dem Westen frischt der Wind auf und bringt unsere Fuhre in beachtliche Schräglage. Linker Hand sehen wir gigantische Staubwolken herannahen – das sieht alles gar nicht gut aus! Und so gebe ich Gas und versuche dieser Wolke zu entfliehen, bevor uns der Sandsturm erreicht. Mit 110 km/h fahren wir dahin – viel schneller als gut wäre – und verlassen die Wolke mit ein paar Regentropfen, dafür aber ohne sandgestrahlt zu werden. Wir erreichen den Abzweig gen Osten und segeln die letzten 40 Kilometer bis Abarkouh fast geräuschlos mit Rückenwind der Sorte ‚Fortissimo‘, wo wir am Ende der Dämmerung ankommen und die schon von der Herfahrt bekannte, alte Karawanserei zum Übernachten aufsuchen. Dort freut man sich über das Wiedersehen und gibt uns ein schönes Zimmer.

Im Garten der Karawanserei in Abarkouh
Noch am Abend besuchen wir das Aqazadeh-Haus, ein Komplex aus alten Wohnpalästen der reichen Familie Aqazadeh von atemberaubender Schönheit. Das besondere daran sind die Windfängertürme, mit deren Hilfe die Räume auf technisch aufwändige Weise gekühlt wurden. Dabei wurde die Luft über die unterirdisch verlaufenden Wasserkanäle geleitet, die quasi als Wärmetauscher fungierten. Heute sind diese Systeme leider nicht mehr in Betrieb, und es fehlt das technische Wissen, um sie wieder instand zu setzen – wie schade!

Aqazadeh-Villa mit Windfängerturm in Abarkouh

Windfängerturm
Wir enden zum Abendessen bei der Familie von Ayoub, die uns mit Suppe und Auberginenpaste verwöhnt. Die Gastfreundschaft ist mal wieder grenzenlos. Die Töchter Azufaneh und Fatima kommen gerade aus dem Englisch-Privatunterricht, denn in der Schule ist der Sprachunterricht insuffizient!

Zu Gast bei der Familie von Ayoub (li.)
Am nächsten Morgen (Montag) schauen wir uns noch einen Eisturm an, in dessen Tiefen schon vor hunderten von Jahren selbst in der Gluthitze des Sommers Eis aus den Bergen aufbewahrt und dort zum Kühlen von Nahrungsmitteln verwendet wurde – einfach unglaublich! Diese Fähigkeit erklärt vielleicht auch den ausgeprägten Konsum von Speiseeis im Iran!

Eisturm in Abarkouh
Zum Schluss führt uns ein freundlicher Autofahrer noch zum Aliturm – einem Grabturm – der erhaben am Ostrand von Abarkouh auf einem Sandberg steht.

Grabturm Ali in Abarkouh
Yazd erreichen wir schon gegen Mittag bei ordentlicher Hitze. Im Hotel Aladin finden wir mitten in der Altstadt ein schönes Quartier. Dort treffen wir Sami, einen in Köln geborenen , 30-jährigen Iraner, der vor sechs Monaten in die Heimat seiner Eltern ausgewandert ist und sich hier ein neues Leben aufbauen will. Er wird uns morgen durch Yazd führen und uns die etwas abgelegenen Sehenswürdigkeiten zeigen. Wir erkunden noch am Abend die nahegelegenen Jame Moschee und die Altstadt, deren vielen Windfängertürme ihr eine sehr eigenständige Skyline verpasst, die wir in der Dämmerung schön vom Dach eines Cafés aus bewundern können.

Käme Moschee in Yazd

Skyline von Yazd in der Dämmerung
Am Dienstag sorgt Sami für ein volles und interessantes Sightseeing-Programm in Yazd. Wir besuchen die Feuertürme aus Zorastischer (sprich vorislamischer) Zeit, in der früher die Toten verbrannt und dann 40 Tage der Sonne und den Aasfressern ausgesetzt wurden, ehe die Überreste – so auf natürliche Weise gereinigt – auf dem unterhalb gelegenen Friedhof beigesetzt wurden.

Feuerturm 1

Feuerturm 2
Weitere Stationen sind der zorastrische Feuertempel und eine Henna-Mühle, sowie ein Besuch im Hamam, wo wir – natürlich Männlein und Weiblein getrennt – von Kopf bis Fuß abgeschrubbt und massiert werden – ein wahres Erlebnis!

Feuertempel

Hennamühle
Am Abend besuchen wir zum krönenden Schluss ein Zurkhaneh – eine zorastrische Kultveranstaltung, eine Mischung aus Tanz und Kraftsport – die sehr bunt, laut und kurzweilig ist.

Kreistanz beim Zurkhaneh

Liegestützen beim Zurkhaneh
Wir verlassen Yazd in Richtung Isfahan am Mittwochmorgen voller Eindrücke aus der Kultur Zarathustra’s und beladen mitdenken typischen Süßigkeiten aus Gaz und Pistazien.
Привет Вольфрам , habe deine wundervolle , ausführliche und sehr interessante zwei letzte Berichte gelesen . Es wird warm und schön in der Seele , wenn man liest , dass es auf der Erde noch heile , lockere , freundliche und sehr hilfsbereite Menschen gibt ! Die Iraner – helle , leichte Seelen !!!!…. Das du für Ariane alles sooo toll vorbereitet hast ist auch super 👍 ! Aber anders kann ich es bei dir auch gar nicht vorstellen !!! Ihr beide strahlt auf den Fotos . 👍👍👍👍! Ich freue mich sehr für euch , dass ihr einen wundervollen Urlaub zusammen habt ! Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß und Freude ! С приветом Таня 😊
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