Am Donnerstag erledige ich noch etliche Kleinigkeiten am Moped und wir verabschieden uns von Vlad mit einem schönen Abendessen. Memo, der gerade in Bishkek weilt, ist auch dabei.

Von rechts: Steve, Memo und Vlad
Noch ein letztes Mal genießen wir am Freitag das tolle Frühstücksbüffet mit italienischen Antipasti, Pfannkuchen, Melone und allerlei sonstigen Leckereien. Dann geht es nach 6 Tagen Pause endlich weiter in Richtung Osh. Vlad, der quasi direkt gegenüber unserem Hostel wohnt, kommt noch heraus, um uns zu verabschieden. Ich glaube er hatte ebenso viel Freude mit uns, wie wir umgekehrt mit ihm.
Die ersten 140km verlaufen auf bekannter Strecke, nur dass ich diesmal auch etwas von der schönen Umgebung mitbekomme. Es ist schon ein gutes Gefühl, mit einem intakten Fahrzeug unterwegs zu sein! Den Too-Ashuu-Pass erlebe ich nun von der anderen Seite.

Berge des Tien Shang auf dem Weg zum Pass

Blick vom Too-Ashuu-Pass
Die Straße ist für eine Hauptmagistrale, die die zwei größten Städte Kirgistans verbindet, in einem erstaunlich beklagenswerten Zustand. Nach dem Too-Ashuu folgen wir lange einem Hochtal, in dem es nur so von Nomaden wimmelt. Überall verkaufen sie am Straßenrand ihre Natuaralien: Eier, Honig, Hühner, Getränke, etc. Die Flächen links und rechts des Flusses sind total überweidet.

Nomaden siedeln am Fluss

Überweidete Flächen im Hochtal
Das Tal endet mit sanfter Steigung auf dem 3.200m hohen Ala-Bel-Pass. Von dort führt die Straße durch grün bewachsene Steilhänge in endlosen Kurven nach Toktogul zum gleichnamigen Stausee hinunter.

Abfahrt vom Ala-Bel-Pass
Der See schimmert in der Spätnachmittagssonne in den schönsten Blautönen und ist durch seine entweder verschilften oder steilen Ufer kaum zugänglich. Somit ist trotz seiner Größe kein einziges Boot darauf zu sehen.

Erster Blick auf den Toktogul Lake

Blick vom Nordufer
Wir umrunden den See zu mehr als der Hälfte und können vom Südufer tolle Spiegelungen der Steilküste beobachten.

Blick vom Südufer

Steilküste im Norden

Blick über den See gen Westen

Spiegelung der Steilküste
Verzaubert von den schönen Bildern des Toktogul Sees sind wir bei Ankunft in Kara-Köl doch sehr enttäuscht von der Tristesse des Ortes, der in den 60-er Jahren durch den nahegelegenen Staudammbau Berühmtheit und Blüte erlangte. Da passt es ganz gut, dass das einzige Hotel des Ortes – namens Turist – zwar einst groß angelegt wurde, seine Blütezeit aber lange hinter sich gelassen hat. Total runtergekommen liegt es am Ortsrand umwuchert von Bäumen und Gebüsch und entbehrt jeglicher Nutzung. Wir sind wahrscheinlich seit langer Zeit die ersten Gäste – egal, wir haben in dieser Gegend keine Alternative! Wenigstens gibt es im Ort etwas zu essen!
Am Samstag verlassen wir ohne Frühstück den unwirtlichen Ort und werden sofort am Ortsausgang Kara-Köls von einem einzigartigen Canyon empfangen. In dessen Tiefe liegt smaragdgrün ein weiterer Stausee, der quasi die zweite Staustufe nach dem Toktogul Lake darstellt. In der Tiefe liegt das Wasser derartig glatt, dass die darin gespiegelten Felshänge nicht mehr vom Original zu unterscheiden sind. So etwas habe ich noch nie zuvor gesehen!

Beginn des Canyons

Perfekte Wasserspiegelung
Der Canyon begleitet uns ganze 60 Kilometer und verändert dabei beständig sein Erscheinungsbild. Mal Fluss, mal See aber immer spektakulär und unberührt. Das einzig störende sind die Stromleitungen, die ich nur mit Mühe aus den Photos heraushalten kann.

Mehr Fluss
In Tash-Kömür ist es dann erstmal vorbei mit den Naturschönheiten. Die verbleibenden 200 Kilometer bis Osh führen durch trockene und staubige Ebenen immer entlang der Usbekischen Grenze. Gute Photomotive geben hier allein die adrett gekleideten SchülerInnen am Wegesrand her!

Schülerinnen mit weißen Blümchen im Haar

Schüler im weißen Hemd, Krawatte ist abgenommen
Die Fahrweise der Kirgisen nötigt uns immer wieder an den Straßenrand, um einen Frontalzusammenstoß zu verhindern. Außerdem stehen alle paar Kilometer die Freundlichen mit ihren Laserpistolen herum. Trotz größter Disziplin bleibt uns ein weiteres Strafgeld nicht erspart. Wieder kann ich den Schaden auf 500 Som – gut 6€ – begrenzen, doch ich hab’s wirklich satt, mich immer wieder der polizeilichen Willkür auszusetzen. Ich hatte mir ja eigentlich vorgenommen, in Zukunft einfach weiter zu fahren und ärgere mich jetzt, dass mich mein ordentliches Staatsbürgerdasein wieder brav hat anhalten lassen. Das war jetzt wirklich das letzte Mal. Andere Mopedfahrer haben mir erzählt, dass sie nicht mehr anhalten, und das sei immer folgenlos geblieben.
Kurz hinter Jalal-Abad wechselt die Ebene in eine hügelige Steppe, und dann tauchen am späteren Nachmittag am Horizont die charakteristischen Umrisse des Felsmassivs Sulajman-Too auf, das sich mitten in der Stadt aus den umliegenden Moscheen und Mausoleen erhebt. Das ganze Ensemble wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erkoren!

Blick auf Jalal-Abad

Hügelige Steppe zwischen Jalal-Abad und Osh

Blick auf Osh
In Osh suchen wir das unter den Overlandern beliebte Tes Guesthouse auf, in dem vor genau einem Jahr auch mein Freund Uli abgestiegen ist und mir dieses sehr empfohlen hat. 12 Fahrräder und 7 Mopeds stehen bei Ankunft auf dem überdachten Parkplatz.
Es herrscht unter den Reisenden sofort eine tolle Stimmung. Mit allen Motorradfahrern gehen wir gemeinsam in die Stadt zum Abendessen. Es wird ein super netter Abend mit guten Benzingesprächen, aus denen wir wertvolle Informationen zur weiteren Reiseroute herausziehen können, denn alle anderen fahren in die Gegenrichtung und haben den Pamir-Highway gerade hinter sich gebracht – allesamt mit großer Begeisterung!
Am heutigen Sonntag steht Stadtbesichtigung auf dem Programm. Der Bazar von Osh – schon seit 3.000 Jahren Dreh- und Angelpunkt der Stadt – versprüht eine einzigartige Stimmung. Kunstvoll werden die Waren zum Verkauf drapiert.

Kunstvoll drapiertes Brot

Nüsse und Hülsenfrüchte

Traditionelle Kirgisische Filzhüte

Bazarstraße

Metzgerei
Es herrscht überall im und um den Bazar herum ein buntes Treiben, und es gibt hier quasi alles zu kaufen. Draußen tummeln sich die Lieferfahrzeuge und die Matruschkas, mit denen die Leute zum Bazar kommen. Als Krönung erleben wir noch einen spektakulären Unfall, bei dem eine Matruschka auf der Brücke über dem Bazar durch das Geländer schießt und 5m in die Tiefe stürzt.

Brotlieferung – hygienisch einwandfrei!

Matruschkas stauen vor dem Bazar

Abgestürzte Matruschka

Abtransport des Unglücksfahrzeugs
Auf dem Rückweg begegnen wir einer Frau, die mich interessiert ausfragt und sich ganz ungeniert erkundigt, ob denn meine Zähne echt seien, und ob sie ein Photo von mir machen dürfe – irgendwie verständlich angesichts der goldenen Reihe im eigenen Gebiss, doch für mich sehr überraschend! Das Photo erlaube ich natürlich nur auf Gegenseitigkeit!

Will wissen ob meine Zähne echt sind

Zentraler Platz von Osh mit Theater

Weißbart mit Filzhut unter Kastanie
Nach dem Ruhetag geht es morgen auf den Pamir-Highway nach Sary-Tash. Dort – noch auf kirgisischer Seite – werden wir einen Tag auf knapp 3.500m akklimatisieren, bevor wir auf 4.300m die Grenze nach Tadjikistan überschreiten. Ich bin schon ganz aufgeregt ob der Dinge, die uns in den kommenden Tagen erwarten. Steve hat sich jetzt auch endgültig für den Pamir-Highway entschieden – was noch immer unklar war -, somit werden wir noch 10 Tage zusammen fahren, ehe wir uns dann in Dushanbe trennen.
Hallo Wolfram , ich schließe mich der Frau an , deine Zehne sind wirklich im Vordergrund ( über solche sagt man – wie Perle ) , wenn man dich anschaute , nur die eine Frau hat sich es getraut dir zu sagen ! Die Bilder sind ja wieder einmalig ! Mehrere Tage habe ich die vor Augen …. i! Ich freue mich , dass du noch mit Steve weiterreisen kannst . Noch viel Spaß euch beiden ! Liebe Grüße Tanja .
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